Typisch Amerika & Typisch Frank
Amerika:
Wie gesagt wohne ich diese Woche in einem typisch amerikanischem Haus. Auch die Nachbarhäuser sind ähnlich, vor Allem von Außen. Diese lustige Tatsache sollte mich heute Mittag noch mächtig ins schwitzen bringen, wortwörtlich.
Aber zurück zu unserem Haus. Es hat ein lustiges Tapetenmuster, einen RIESIGEN Kühlschrank mit viel Milch. Man kann ausnahmsweise das Leitungswasser trinken und wir haben eine Garage mit 2 Toren, selbstverständlich stehen dort zwei Autos. Untypisch für einen echten Amerikaner ist allerdings, dass keiner der Beiden ein überdimensionaler, unnötig stark motorisierter Pick-up ist, der in Deutschland: 1. den TüV niemals bestehen und 2. durch die Benzinkosten mehr als ein Porsche kosten würde. Die Auffahrt ist groß und es steht ein typischer Briefkasten mit Fähnchen am Straßenrand. Aber erkundigt euch selbst in der Nachbarschaft, ihr werdet schon sehen: Alles wie man es aus Filmen kennt 🙂
Unglaublich ineffizient ist auch ihre Straßenverkehrs-Ordnung: Gelangt man an eine Kreuzung, so wird man meistens von einem Stop-Schild begrüßt, obwohl man beste Sicht auf die anderen Straßen hat. Ein Vorfahrtsschild reicht leider nicht. Der Amerikaner muss komplett still stehen, bevor er weiterfahren darf, auch wenn weit und breit kein Mitmensch mit Auto in Sicht ist. Rasende Fahrer sind die U.S-Bürger tatsächlich nicht, denn wenn doch ein mal mehrere Autos gleichzeitig an die Kreuzung gelangen sollten, darf derjenige zuerst fahren, der zuerst ankam. Ich wette meinen europäischen Popo, dass diese Regel in Deutschland für eine Verdoppelung der jährlichen Unfallrate sorgen würde.Damit kommen wir auch schon zu den amerikanischen Straßen, die so breit sind, dass man meinen könnte der Asphalt war schon vorher dort und das Gras zwischendrin wurde angebaut. An einer größeren Kreuzung kann es schon gerne mal 5-spurig zur Sache gehen. 2 Bahnen nach links, 2 gerade aus und 1 zum rechts abbiegen.
Um zum Mitmensch im Auto zurück zu kommen. Interessanterweise ist dies die einzige Gattung von Mitmenschen die man auf den Straßen Kansas Citys entgegen kommt, denn (selbstverständlich) fährt jeder im Auto zum gewünschten Ort. Als naiver europäischer Fußgänger sollte ich aber bald erfahren, dass dies zwar traurig aber keineswegs dumm ist…
Ich begab mich am Mittag also in die “Mall”. Dieses riesige Shoppingcenter hat Parkplätze der Anzahl äquivalent zu den Maßen den die Autos haben, die dort parken. Weil es heute 37°C werden sollte entschloss ich mich heute morgen ein ärmelloses T-shrit zu tragen, doch auch typisch für Amerika sind die Klimaanlagen. Ergebnis: mir war tatsächlich kalt da drin.
Aber man darf hier nicht nur die ganzen Seiten beleuchten die für uns so negativ erscheinen. So eine Mall hat einiges zu bieten. So gibt es zum Beispiel 2 Sport-schuh Geschäfte direkt nebeneinander, in denen der eine Nike Freerun2 110$ kostet und der gleiche nebenan 90$. Leider musste ich aber feststellen, dass meine Kreditkarte ungültig ist und ich nur noch 50$ übrig habe.
In dem 2 stockigen Gebäude gab es außerdem 1 Yoghurt-store(!), 4 Läden die Käppis verkaufen, 1 großes Karussel, 1 Mercedes, 1 Range Rover, 1 Maserati, 4 Schmuckläden, 2 Manikürshops, 5 Coffeeplaces und vieles vieles vieles vieles mehr. Eine Sache die mir gut gefiel war Barnes&Noble. Ein Laden mit einer großen Auswahl und Büchern. Speziell daran ist, dass man gratis Wi-Fi hat und es bequeme Sitze zur Verfügung stellt, in denen man theoretisch ein ganzes Buch lesen dürfte ohne es zu kaufen.
Die typischen Besucher einer Mall sind Jungs mit Basketballhosen, Joggingschuhen oder Flipflops und einem T-Shirt von ihrer Schulmannschaft. Die Mädchen tragen normalerweise Hotpants (egal mit welcher Figur), Flipflops und ein T-shirt von ihrer Schulmannschaft.
Frank:
Da es ja dieses übersichtliche Quadrat-Straßen-System gibt hab ich beim Hinweg nicht besonders aufgepasst, weshalb ich eine Straße zu früh abbog. Außerdem träumte ich wie so oft, einfach ein wenig vor mich hin.Becky hatte mich mit dem Auto zu dieser Mode-Hochburg hingefahren und würde mich um 5 Uhr abholen, wenn ich nicht schon daheim bin. Zwar ein wenig enttäuscht, dass ich weder Kamera noch Schuhe gefunden hatte, beschloss ich mich um 16.15 auf den Weg nach Hause zu begeben.
Wie schon gesagt sehen ungünstigerweise alle Häuser gleich aus. Ich wusste aber, dass direkt neben unserem, zwei Basketballkörbe stehen. Dumm nur, dass hier jeder vierte einen Korb in der Auffahrt stehen hat. Ursprünglich sehr übersichtlich kreiert, wird das amerikanische Straßensystem extrem verwirrend, wenn man weder die Straßennamen kennt, noch weiß wo man hin muss. So lief ich also guten Mutes meiner Nase nach rum und hatte genau eine Karte in meinem Kopf. Leider musste Ich immer wieder feststellen, dass dies eben doch gerade nicht die Nachbarschaft war, wo Ich hinwollte. Anstatt aber einfach mal anzuhalten und scharf zu überlegen lief ich ganz typisch-Frank einfach weiter. So weit und um so viele Ecken, dass Ich irgendwann nicht mehr ganz sicher war, in welche Richtung es eigentlich zur Mall ging.
Ich beschloss zum Start zurückzukehren und mich einfach abholen zu lassen, denn es war hoffnungslos dieses eine Haus noch zu finden. Mittlerweile war es 16.50. Klar, in 10 min bin ich wieder zurück am riesigen Parkplatz!
Ich befand mich irgendwann auch wieder auf der großen Straße Richtung Mall. Zuversichtlich lief ich und ich lief und lief und lief. Bis mir in den Sinn kam, dass die große Straßen Richtung Mall 4-spurig war. Diese hier aber nur 2 spurig. Ich ging also einfach mal auf gut Glück nach links. Irgendwann kam mir ein Schild entgegen auf dem irgendwas mit California drauf stand. Aber so weit war Ich nun wirklich nicht gelaufen, als dass meine Geschichte schon filmreif wäre. Mit leichten Andeutungen eines Sonnenstichs beschloss ucg irgendwann meinen Stolz zu begraben und einfach nach dem Weg zu fragen.
Mein erstes Problem war, dass Ich nicht wusste nach was Ich fragen sollte. Zweites Problem, war dieses Phänomen mit den Mitmenschen. Erstmal musste jemand gefunden werden der rumlief und nicht im Auto saß. Drittes Problem, auch schon erwähnt aber nicht unwichtig für meine kleine Wanderung, waren die heutigen Temperaturen. 37°C mit einer Luftfeuchtigkeit von über 60%. Man fühlt sich wie im Ofen. Eine erdrückende Hitze, auf einer weitgestreckten Landschaft. Die brennende Sonne knallt direkt auf Einen herab und man hat das Gefühl bald in der Luft schwimmen zu können. Schon nach 10m liefen mir die ersten Schweißperlen die Nase runter. Nach 4km allerdings, war ich so durchnässt, dass man den Schweiß von außen auf meiner Hose erkannte… auch eine neue Erfahrung. Von meinem T-shirt fang ich gar nicht erst an.
An der Kreuzung von 105th street und Noland Road fand Ich endlich jemand der mir erklärte, dass die Mall ca 1,5 Meilen in folgende Richtung liegt. Moment mal, mein Haus ist doch nur 1 Meile vom Einkaufszentrum entfernt?! Ich folgte also ein wenig niedergeschlagen den ausführlichen Wegbeschreibungen und kam schließlich zur Mall. Allerdings nicht von der Seite die ich erwartet hatte und auch nicht zu der Uhrzeit die ich erhofft hatte (17.20). Ich stand wieder an der gleichen Kreuzung als zu Beginn. Nun gut, hier kommt meine zweite Chance.
Nachdem ich mit Hilfe der Ampel die 30m breite Straße endlich überquert hatte bog Ich die zweite Straße rechts ab. Als Ich schlussendlich wieder an die große Straße kam (bzw. eine weitere große Straße) wusste Ich aber, dass Ich immer noch nicht richtig war. Hier fiel mir ein, dass ich ein amerikanisches Handy bei mir hatte. Sehr erfreut klappte ich es auf um anschließend festzustellen, dass keine Nummern eingespeichert waren.
Ich wurstelte mein Weg aber durch mehrere Sackgassen und Gärten hindurch bis ich schließlich vor einer bekannten Grundschule stand. Von hier aus war es nur noch ein Katzensprung nach Hause und ich öffnete Punkt 18.00 Uhr die Tür. Na wenigstens “kenn” ich jetzt die Nachbarschaft. Ach Mist, ich hab vergessen Gel und Shampoo zu kaufen. Naja, morgen hat die Mall ja auch wieder offen…
PS: meine Beiträge werden in Zukunft höchst wahrscheinlich nicht so lang werden, da Ich diese Woche noch Zeit hab um 2 Stunden rumzuirren und ab nächster Woche die Schule anfängt. Ich hoffe das Werk meiner Langeweile hat euch nicht all zu sehr gelangweilt.